Sabine Kasimir Bauer
Krebsforschung

Prof. Sabine Kasimir-Bauer

Laborleiterin der Abteilung für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Essen

Prof. Kasimir-Bauer befasst sich mit der Erforschung von Brust- und Eierstockkrebs. Ihr Team hat im Rahmen der ELIMA-Studie (Evaluation of multiple Liquid biopsy analytes In Metastatic breast cancer patients All from one blood sample, Auswertung mehrerer Flüssigbiopsie-Analyten bei Patienten mit metastasierendem Brustkrebs anhand nur einer Blutprobe) Workflows zur Untersuchung mehrerer Analyten entwickelt. Sie arbeitet außerdem schon lange mit der QIAGEN F&E zusammen.

Krebsforschung ist mir wichtig, weil …

Ich habe mich schon immer für Wissenschaft und Sprachen interessiert. Meinen “magischen Moment” hatte ich, als ich 14 Jahre alt war. Ich musste in meinem Biologiekurs einen Fisch sezieren und stellte fest, dass ich darin erstaunlich gut war. Also entschloss ich mich, Chirurgin zu werden. Allerdings hat es in meiner Familie schon immer viele Krebsfälle gegeben, darunter Leukämie, Lymphom und Brustkrebs. Bei meinen Krankenhausbesuchen wurde mir bewusst, dass viele junge Menschen sterben mussten und viele Ärzte sehr darunter litten, dass sie diesen Patienten nicht helfen konnten. Darum entschied ich mich, in die Krebsforschung zu gehen, um statt schlechter gute Neuigkeiten bringen zu können.

Die Person, die mich in meiner Karriere am stärksten beeinflusst hat, war …

Prof. Dr. med Siegfried Seeber, Direktor der Abteilung für Innere Medizin (Krebsforschung) am Universitätsklinikum Essen. Nach meinem Ph.D. verbrachte ich dort 9 Jahre.

Die Patienten liebten ihn, weil er unermüdlich nach neuen Medikamenten suchte, um sie zu behandeln. Er hat bereits in den späten Neunzigern so etwas wie eine gezielte Therapie angewendet und damit großartige Erfolge erzielt. Er hat mir von einem seiner Brustkrebspatienten erzählt, der bereits Lebermetastasen hatte und nach der Behandlung krankheitsfrei war. Der Patient war seitdem einmal jährlich zur Untersuchung gekommen und auch nach 10 Jahren noch kerngesund. Er sagte, das seien die Fälle, die ihn motivieren, weiterzumachen. Er ist auch heute im Alter von 79 noch aktiv.

Wenn ich meine Karriere noch einmal von vorn beginnen könnte, …

Das Einzige, das ich ändern würde, wäre mein Studienfach. Ich habe Biologie an der Universität studiert, aber heute gibt es spannendere Möglichkeiten wie z. B. “Medizinische Biologie” oder “Molekulare Medizin”.

Der glücklichste Moment in meiner wissenschaftlichen Karriere war …

Was mich wirklich glücklich macht, ist, interessante wissenschaftliche Tagungen wie die der AACR, das San Antonio Breast Cancer Symposium oder spezielle Tagungen über Tumorzellen zu besuchen. Ich mag den neuen Input und die Diskussionen, aber am wichtigsten sind mir das großartige wissenschaftliche Netzwerk, das ich mir aufgebaut, und die Freundschaften, die ich mit Menschen aus aller Welt geschlossen habe.

„Ich habe mir ein großartiges wissenschaftliches Netzwerk aufgebaut und Freundschaft mit Menschen aus aller Welt geschlossen.“ 
Prof. Kasimir-Bauer

Die wichtigste Publikation auf dem Gebiet der Krebsforschung ist …

Ich habe keine Ahnung – es gibt so viele hervorragende Publikationen, das ich keine spezielle nennen kann.

Der wichtigste Forschungsdurchbruch ist … 

Das war unsere Publikation 2009 von Aktas et al. in Breast Cancer Research. Wir konnten zeigen, dass der Stammzellmarker ALDH1 und mindestens einer von drei getesteten Markern für epithelial-mesenchymale Transition (Epithelial to Mesenchymal Transition, EMT) häufig bei Patienten mit metastatischem Brustkrebs exprimiert wurden, bei denen zirkulierende Tumorzellen nachgewiesen werden konnten. Bei der Nachkontrolle der Krankheit korrelierte dies signifikant mit einer Antwort auf die Therapie. Dieses Paper wurde bereits sehr häufig zitiert, da wir erstmals zeigen konnten, dass stammzellartige Zellen im Blut dieser Patienten vorlagen und wahrscheinlich für das Versagen der Therapie verantwortlich waren.

Bahriye Aktas, Mitra Tewes, Tanja Fehm, Siegfried Hauch, Rainer Kimmig and Sabine Kasimir-Bauer (2009) Stem cell and epithelial-mesenchymal transition markers are frequently overexpressed in circulating tumor cells of metastatic breast cancer patients. Breast Cancer Res. 11:R46. doi: 10.1186/bcr2333.

Im Blut vorliegende stammzellartige Zellen können auf ein Therapieversagen bei Brustkrebspatienten hindeuten. Flüssigbiopsien sind eine vielversprechende zukünfitge Methode zur Überwachung der Behandlung.

Der wichtigste Fortschritt in der Krebsforschung, der in den nächsten fünf Jahren realisiert werden muss ...

Ich denke, wir alle müssen „noch translationaler“ werden, die uns zur Verfügung stehenden wissenschaftlichen Ressourcen nutzen, wissenschaftliche Netzwerke knüpfen und Ärzte und auch Pharmaunternehmen mit einbeziehen, um Ideen schneller in die Tat umzusetzen.

Wie sich Gesellschaften in den nächsten 10 Jahren verändern sollten, um Kontrolle und Prävention von Krebs zu unterstützen ...

Ich denke, wir müssen früh anfangen – insbesondere mit Präventionsprogrammen. Kinder sollten schon in der Schule über die Risiken des Rauchens aufgeklärt und über Ernährung unterrichtet werden. Auch Fettleibigkeit, die zu einer Vielzahl anderer Erkrankungen führen kann, sollte Thema sein. Natürlich wird so etwas nicht zwingend vor Krebs schützen, aber es kann andere Krankheiten verhindern, die letztendlich zu Krebs führen könnten.

Jungen Wissenschaftlern würde ich empfehlen ...

nicht aufzugeben. Wenn ihr Wissenschaft liebt, bleibt auch dabei. Natürlich gibt es diese frustrierenden Momente, wenn ein Paper oder ein Zuschuss abgelehnt wird, aber ihr müsst trotzdem weiter an eure Ideen glauben, offen bleiben und euch ein Netzwerk aufbauen. Am Ende führt das auch zum Erfolg.

Ich möchte, dass man sich an mich erinnert als ...

eine mitfühlende, ehrliche Wissenschaftlerin, die Forschung betreibt, um die Prognose unserer Patientinnen mit Brust- und Eierstockkrebs zu verbessern und unsere jungen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen stets inspiriert und unterstützt.

Multi Analythe Liquid Biopsy

Dr. Corinna Keup hat ihre Doktorarbeit in dem Team in Essen durchgeführt. Dabei hat sie im Rahmen der ELIMA-Studien Workflows zur Untersuchung mehrerer Analyten entwickelt.

Dr. Sabine Kasimir-Bauer

Dr. Sabine Kasimir-Bauer ist außerordentliche Professorin am Universitätsklinikum Essen wo sie seit 1993 verschiedene Positionen bekleidet hat. Sie promovierte 1993 am Institut für medizinische Mikrobiologie und Immunologie der Universität Bochum. Dr. Kasimir-Bauers laufende Studien beschäftigen sich mit den Expressionsprofilen von CTCs, einschließlich Einzelzellanalysen, im Vergleich mit der Expression im Primärtumor sowie den Metastasen zur Beurteilung von Patienten für gezielte Therapien. Neben der CTC-Analyse im Blut konzentriert sich die Gruppe außerdem auf zirkulierende extrazelluläre Vesikel und zirkulierende zellfreie DNA. Dabei kommen Unique Molecular Identifiers und Next Generation Sequencing zum Einsatz. 

DKMS logo
Vielen Dank!

Im Namen von Prof. Sabine Kasimir-Bauer hat QIAGEN 500 Euro an die DKMS (eine Organisation, die in Deutschland und international Stammzellspenden organisiert) gespendet, um diese bei ihrem Kampf gegen den Blutkrebs zu unterstützen.

Weitere Informationen und die Möglichkeit, sich als potenzieller Spender zu registrieren, finden Sie unter www.dkms.org.