Krebsforschung

Prof. Susan Branford

Centre for Cancer Biology, SA Pathology, Adelaide, Australien

Zu Beginn ihrer Karriere war Sue Branford in einem Pathologielabor tätig, als ihr Mentor sie dazu ermutigte, eine Promotion anzustreben. Heute ist sie ein National Health and Medical Research Council Research Fellow und leitet die International Chronic Myeloid Leukaemia Genomics Alliance.

Krebsforschung ist mir wichtig, weil…

viele Menschen irgendwann in ihrem Leben mit Krebs zu tun haben. An der Krebsforschung beteiligt zu sein, ist ein Privileg und in vielerlei Hinsicht sehr erfüllend. Ich hatte das Glück, dass meine Forschung in die klinische Praxis übernommen wurde, direkt Patienten zugutekommt und sich auf Management-Entscheidungen auswirkt. Einzelpatienten wurden und werden über viele Jahre einer erfolgreichen Behandlung überwacht, und wir arbeiten weiter daran, herauszufinden, warum wir bei einigen Patienten kein positives Behandlungsergebnis erzielen.

Die Person, die mich in meiner Karriere am stärksten beeinflusst hat, war…

Professor Tim Hughes ist Hämatologe und ein weltweit führender Experte bei der Erforschung chronischer myeloischer Leukämie. Er hat mich dazu ermutigt, zu promovieren, nachdem ich mehrere Jahre bei ihm als Forschungsassistentin beschäftigt war. Ich bin dankbar dafür, dass er meine Arbeit als wertvoll empfunden hat. Er ist in der Lage, bei der Durchsicht von Datenübersichten und Entwürfen für Veröffentlichungen auf der Stelle die Kernpunkte zu identifizieren, die noch weiter untersucht werden sollten. Dies hat stets zu verbesserten Ergebnissen geführt.

Wenn ich meine Karriere noch einmal von vorn beginnen könnte,…

Mein Weg zu einer Karriere in der Forschung war ein ungewöhnlicher: Ich habe ihn als Angestellte in einem diagnostischen Pathologielabor begonnen und durch die Arbeit mein Wissen vermehrt. Dadurch hatte ich eine gute Grundlage für die Umsetzung meiner späteren Forschung im Patientenmanagement, allerdings fehlt mir das Verständnis der Hürden, denen sich ein Student gegenübersieht, der mit dem Ziel einer Karriere in der Forschung seinen Abschluss macht. Das erschwert in einigen Fällen das Mentoring.

Der glücklichste Moment in meiner wissenschaftlichen Karriere war…

Ich erlebe viele glückliche Momente, und die meisten davon haben mit Entdeckung zu tun. Es gibt nichts, das mir mehr Freude bereitet, als umfangreiche Datensätze zu durchstöbern und potenzielle neue Gründe für eine fehlgeschlagene Behandlung zu finden.

Die wichtigste Publikation auf dem Gebiet der Krebsforschung ist …

Der Schwerpunkt meiner Forschung ist die chronische myeloische Leukämie. Im Zusammenhang mit dieser Erkrankung wurde in den 1990er Jahren eine bahnbrechende Entdeckung gemacht. Es wurde ein Medikament entwickelt, das auf die spezifische genetische Läsion abzielt, welche die Erkrankung hervorruft. Die Bedeutung dieses Medikaments war jedoch nicht auf Anhieb offensichtlich. Dr. Brian Druker, ein Hämatologe aus Portland, USA, erkannte sein Potenzial. Er veröffentlichte 1996 seine Erkenntnisse zu den Einfluss des Medikaments auf das Wachstum von Leukämiezellen in Nature Medicine. Der letzte, geradezu prophetische Satz des Abstract lautete: “Die Substanz könnte bei der Behandlung bcr-abl-positiver Leukämien von Nutzen sein.“ Der Rest ist Geschichte – diese Medikamente werden heute als Erstlinientherapie eingesetzt und Patienten mit chronischer myeloischer Leukämie sind nicht mehr unweigerlich dem Tod geweiht. Bei der großen Mehrheit ist die Überlebensrate bereits nahezu normal.

Der wichtigste Forschungsdurchbruch ist …

Ich hoffe, dass dieser noch kommen wird, aber ich freue mich, an der Entdeckung der wesentlichen Mechanismen einer Medikamentenresistenz bei Patienten unter Behandlung mit Tyrosinkinaseinhibitoren beteiligt gewesen zu sein. Die Ursache ist eine Mutation in dem Teil des Fusionsgens, an den das Medikament bindet. Die Charakterisierung der Mutationen ist für Patienten mit Medikamentenresistenz essenziell und die Grundlage für die spätere Medikamentenauswahl.

„Wir arbeiten weiterhin daran, herauszufinden, warum bei einigen Patienten die Behandlung nicht erfolgreich verläuft.“
Prof. Susan Branford
Interview mit Susan Branford

Interview mit Susan Branford über Leukämie-Forschung, Finanzierung und Applikationen für Next Generation Sequencing. Prof. Branford ist besonders daran interessiert, Patienten mit chronischer myeloischer Leukämie zu helfen, bei denen herkömmliche Behandlungsmethoden aufgrund genomischer Anomalien versagen.

Der wichtigste Fortschritt in der Krebsforschung, der in den nächsten fünf Jahren realisiert werden muss …

Für alle Krebspatienten direkt bei der Diagnose eine umfassende Mutationsanalyse erstellen. Krebs ist ein mutationsbasierter Prozess und eine Unterstützung genomischer Tests aus dem Gesundheitsbudget der Regierung ist von zentraler Bedeutung, um die Behandlungsergebnisse von Patienten zu verbessern. Die Forschung hat genomische Biomarker für das Ansprechen und Targets für die Therapie identifiziert. Mutationsprofile stellen eine wichtige Information für die Risikostratifizierung dar. Es besteht kein Zweifel daran, dass die Genomik in Zukunft die Medikamentenentwicklung leiten wird.

Wie sich Gesellschaften in den nächsten 10 Jahren verändern sollten, um Kontrolle und Prävention von Krebs zu unterstützen …

Stärkerer Fokus auf Veränderungen des Lebensstils. Insbesondere in Ländern mit wenigen Ressourcen. Das Rauchen einzudämmen ist ein fundamentaler Baustein zur Prävention von Krebs. Dies erfordert das Engagement und die Beteiligung sowohl der Gesellschaft als auch der Regierung.

Jungen Wissenschaftlern würde ich empfehlen …

Harte Arbeit ist ein wesentlicher Weg zum Erfolg, und natürlich spielt auch Glück eine Rolle. Erfreut euch daran, Neues zu entdecken und Beweise zu finden, die eine Hypothese stützen. Es muss nichts Bahnbrechendes sein, um spannend zu sein.

Ich möchte, dass man sich dafür an mich erinnert …

Ich würde mich freuen, wenn man sich für die Fähigkeit an mich erinnern würde, komplexe Konzepte auf einfache Weise zu erklären.

Professor Susan Branford, Ph.D., FFSc (RCPA)

Professor Sue Branford ist Head des Leukaemia Lab im Department of Genetics and Molecular Pathology bei SA Pathology. Sie ist National Health and Medical Research Council Research Fellow und Fellow des Royal College of Pathologists der Australasia Faculty of Science. Der Schwerpunkt ihrer Forschung sind das Verständnis der Faktoren, die das Ansprechen auf eine Tyrosinkinaseinhibitor-Therapie vorhersagen und die Mechanismen der Medikamentenresistenz bei Patienten mit chronischer myeloischer Leukämie. Dr. Branford leitet die International Chronic Myeloid Leukaemia Genomics Alliance, welche das Ziel hat, ein genombasiertes Risikoklassifizierungssystem zu entwickeln. 2016 wurde sie für ihre herausragenden Beiträge zur Verbesserung der Behandlung in Schwellenländern mit dem International Chronic Myeloid Leukemia Foundation Prize ausgezeichnet, und 2017 erhielt sie den International Federation of Clinical Chemistry and Laboratory Medicine Distinguished Award für bedeutende Beiträge in der Molekulardiagnostik.

DKMS logo
Vielen Dank!

Im Namen von Prof. Susan Branford hat QIAGEN 500 Euro an die DKMS (eine Organisation, die in Deutschland und international Stammzellspenden organisiert) gespendet, um diese bei ihrem Kampf gegen den Blutkrebs zu unterstützen.

Weitere Informationen und die Möglichkeit, sich als potenzieller Spender zu registrieren, finden Sie unter www.dkms.org.